Netzwerken - es kann gelernt werden

Netzwerken - es kann gelernt werden

Kontakte bewußt knüpfen, pflegen und einsetzen, sich in den richtigen Netzen platzieren, sich gegenseitig empfehlen und fördern, das ist Networking - oder Klüngeln. Wie das genau geht, darüber sprach die Trainerin und Coach Anni Hausladen in Frankfurt. Birgitta M. Schulte war dabei.


»Klüngeln? darüber schreibt man doch nicht - das macht man!« empörte sich ein Herr, als er Anni Hausladens erstes Buch »Die Kunst des Klüngelns« in der Hand hielt. Er fürchtete Enthüllung. Die Autorin, so erzählt sie es jetzt ihren Zuhörerinnen, blieb ganz ruhig. »Warum? Es ist doch kein Geheimwissen.«

Oder vielleicht doch? »Das will ich auch für mein Netz,« dachte jedenfalls eine Frankfurterin, als sie Anni Hausladen vom Klüngeln hatte erzählen hören. Sie fing den Schneeball auf und warf ihn weiter, fand zwei Kolleginnen, die mit ihr einen Klüngelnachmittag ermöglichten. Frauen, die aus beruflichen Gründen am Sehen und Gesehen Werden interessiert sein müßen, sollten einander kennenlernen können und »wirklich miteinander ins Gespräch kommen.«

Der Herr, so dürfen wir vermuten, kam aus Köln. Nicht nur, weil die Diplom-Betriebswirtin Anni Hausladen von dort stammt und den kölschen Ausdruck »Klüngeln« buchstabieren kann. Er hat an etwas gedacht, wofür der »Kölsche Klüngel« sprichwörtlich steht. Eine Hand wäscht die andere und bei all dem Waschen bleiben Westen weiß und anderes verfilzt mächtig.


Illustration: Gerda Laufenberg

Der Begriff ist negativ besetzt, gibt Anni Hausladen zu. Mutig benutzt sie ihn positiv. Das ist also das Neue. Anni Hausladen deutet um. Und mahnt: Nicht mit moralischer Empörung zurückweisen, was doch eine erfolgreiche Geschäftsstrategie ist.

Die beginnt mit einem Ziel. Einem konkreten Ziel. Nicht: »Mehr Geld«, sondern ganz sinnlich gefaßt. Anni Hausladen zum Beispiel brauchte einen Laptop. Und fragte jemanden, die jemanden fragte, die jemanden fragte, der jemanden fragte, der jemanden fragte. Der sagte: einen Laptop haben wir übrig. Anni Hausladen empfiehlt, penetrant zu fragen, denn mindestens fünf Kontakte werden gebraucht, bis das zu haben ist, was einem fehlt. Nicht vergessen zu danken, mit einem Gegengeschenk am besten! Das darf ruhig das sein, was man beruflich anzubieten hat.

Die Tipps und Tricks der Anni Hausladen haben diese Deutlichkeit. Dabei erzählt sie von sich selbst, aktuell Erlebtes aus ihrem Alltag. Das überzeugt. So ist nachvollziehbar, was vielen als ein schwieriger Weg erscheint.

Die Schwierigkeiten erklären sich, wenn man in die eigene Biographie schaut, sagt Anni Hausladen gelassen und zugewandt. Wenn Mutter immer gesagt, ‚laß dich ja nicht einladen, dann müßen wir ja mit einer Gegeneinladung antworten’, dann fällt es einem schwer zu nehmen und zu geben.

Denn davon handelt das Klüngeln: geben, um zu bekommen. »So ein Aufrechnen, das ist mir zu eng!« meldet sich energisch eine Teilnehmerin zu Wort. Frauen antworten meistens »ist schon gut«, wenn sich jemand für ihre Hilfeleistung bedankt und anfragt, was sie als Gegengabe wollen. Sie sollten lieber genau beschreiben, was sie sich wünschen. Nein, 1:1 - das Nützlichkeitsdenken kommt bei den Zuhörerinnen nicht gut an. Die Gestalttherapeutin Anni Hausladen bietet an, was die Haltung hinter der Haltung aufdeckt. »Erhebe ich mich nicht über mein Gegenüber, wenn ich sein Danken ablehne? Entwerte ich nicht meine Arbeit, wenn ich sie so darstelle, als sei sie eines Dankes nicht wert?«

Und sie legt nach. »Am Erfolg ist die Leistung nur mit 10 Prozent beteiligt, das Image mit 30 Prozent und der Bekanntheitsgrad mit 60 Prozent.« Das Diagramm mit dem roten Tortenstück, das mehr als die Hälfte ausmacht, verstört. »Wir Frauen wollen ja gut sein, wollen durch unsere Leistung und Perfektion überzeugen,« spricht eine Teilnehmerin aus, was viele denken. »Man muß sich immer wieder in Erinnerung rufen, wie wichtig es ist, zu netzwerken.«

»Und es kann gelernt werden,« sagt Anni Hausladen und gibt gleich die Regeln für den Small Talk vor. 25 Frauen wenden sich 25 Nachbarinnen zu und versuchen eine Gemeinsamkeit herauszufinden. Der Lärmpegel im Raum schwillt stark an und doch verstehen sich jeweils zwei recht gut.

»Ist das nun ein spezifisch frauliches Klüngeln?« fragt eine irritiert. »Nein, es ist den Männern abgeguckt,« antwortet Anni Hausladen.

Die Richtung findet nicht ungeteilte Zustimmung. »Ich bin jetzt über 30 Jahre selbstständig,« setzte eine entgegen, »und immer hab ich gesagt: ich will nicht männliche Eigenschaften, ich möchte fraulich Führungsposition übernehmen. Wir Frauen sollten ganz resolut das verteidigen, was wir gut können und das sind viele Eigenschaften, die die Welt braucht!«

Aber die Frauen haben den Männern die Macht überlassen, denkt Anni Hausladen und sagt: »Ich möchte, daß sie Intendantin sind und nicht nur Sekretärin. Da muß man wissen, wie man auf den Posten kommt. So muß man es eben den Männern abgucken.«

Die machen nicht noch eine weitere Fortbildung, jedenfalls nicht, wenn sie sie selbst bezahlen müßen, sie steigern stattdessen ihre Bekanntheit. An solchen Botschaften Anni Hausladens entzünden sich die Gespräche. Aber die Gastgeberinnen steigen schon in den konkreten Austausch ein. Das Treffen kommt einer Litfaßsäule gleich. Von Schulungen in Datenschutz, von Telekommunikationsberatung oder Hilfe beim Büromanagement kann man hier erfahren.

Und dann ist es vorbei. Wie läßt sich weiter Kontakt halten? Anni Hausladen versendet gern ihren Newsletter und lädt auf ihre Website ein.


www.frauen-kluengeln.de
www.frauen-kluengeln.de/kluengelservice/kluengel-newsletter.htm